Ulla Rönnborg im Interview mit Nathalie Klüver über die "Weißen Nächte":

 


Nathalie Klüver: Dein neues Programm in diesem Sommer heißt "Weiße Nächte" - was verbirgt sich dahinter?

Ulla Rönnborg: Es geht um eine musikalische Reise, die in Kopenhagen beginnt und über Schweden und Finnland nach St. Petersburg führt. Ich möchte damit den Zauber der weißen Nächte einfangen und eine Brücke schlagen von Skandinavien zum Baltikum, denn das gehört einfach zusammen. Aus dem Baltikum kommt auch sehr reizvolle Musik.


Nathalie: Was sind die weißen Nächte?

Ulla: Das sind die skandinavischen Nächte im Sommer, in denen es einfach nicht richtig dunkel wird. Darüber liegt ein ganz besonderer Zauber. Es ist eine ganz energetische Zeit, man fühlt sich so agil - und das Gefühl möchte ich mit dem Programm ausdrücken. Ich möchte auch die skandinavische Mentalität zeigen - und dass Schweden mehr als nur Ikea ist.


Nathalie: Was für Musik wirst du spielen?

Ulla: Es beginnt mit Musik aus Dänemarks goldenem Zeitalter. Romantische Musik, damit die Zuhörer etwas zum Genießen haben. Dann geht es weiter mit Werken des schwedischen Komponisten Gunnar de Frumerie und des zeitgenössischen finnischen Komponisten Joonas Kokkonen. Den Abschluss macht dann Prokofjew. Es sind also fast drei Epochen, sehr unterschiedliche Anregungen für die Besucher. Eins war mir besonders wichtig: Dass der Zauber der Helligkeit in dem Programm mitschwingt.


Nathalie: Eine ganz andere Musik steht im Juni auf dem Programm.

Ulla: Genau, beim "Kultursommer am Kanal" spiele ich vier Cellokonzerte mit Kammerorchester - und zwar von Vivaldi. Sein Geburtstag jährt sich dieses Jahr zum 330. Mal. Das ist Barockmusik vom Feinsten, es macht herrlich Spaß das zu spielen!


Nathalie: Und es wird wieder ein moderiertes Konzert sein?

Ulla: Ja, der NDR-Kultur-Moderator Armin Diedrichsen, mit dem ich schon sehr viele tolle Projekte zusammen gemacht habe, moderiert es und wird viel Wissenswertes und Spannendes über Vivaldi erzählen, der ja in einem Mädchenheim Musiklehrer war. Es soll ein Konzert für die ganze Familie sein, auch für Kinder und Jugendliche. Die Idee der moderierten Konzerte habe ich aus Schweden mitgebracht, da ist es viel üblicher als hier in Deutschland. Gerade wenn unbekannte Komponisten auf dem Programm stehen, ist es eine gute Möglichkeit, dem Publikum die Musik näher zu bringen.


Nathalie: Was Du auch sehr gerne machst, ist Musik mit Lyrik oder Fotografie oder Malerei zusammenzubringen?

Ulla: Ja, dieses Verknüpfen von verschiedenen künstlerischen Äußerungen gefällt mir sehr gut! Das ist reizvoll und ergänzt sich gut. Zum Beispiel, wenn bei einer Ausstellung, die Besucher schwedische Musik hören und sich dann Bilder aus Schweden anschauen, das passt sehr gut zusammen und gibt einen ganz neuen Rahmen. Im vergangenen Jahr habe ich auch mit der schleswig-holsteinischen Lyrikerin Doris Runge ein gemeinsames Programm gemacht, in dem ich Cello gespielt habe und sie gelesen hat. Das war sehr schön, wenn die Zuschauer, während ich spielte, noch über die Gedichte nachdenken konnten. Die Musik und die Lyrik wirken zusammen ganz anders als alleine.


Nathalie: Wird es von diesem Programm eine Wiederholung geben?

Ulla: Wir wollen das im Herbst noch einmal machen, denn es war eine sehr schöne Zusammenarbeit und etwas ganz Besonderes.


Nathalie: Wie kamst du eigentlich zum Cellospielen?

Ulla: Mein Großvater, den ich leider nie kennen gelernt habe, war Musiker, und es gibt ein Foto von ihm, da spielt er Cello drauf. Das fand ich immer ganz toll. Angefangen habe ich dann aber mit Blockflöte, wie die meisten Kinder. Meine Lehrerin unterrichtete jedoch auch Cello und fragte mich, ob ich nicht Cello spielen möchte - wegen meiner langen Finger! Und dann habe ich mit Cellounterricht angefangen. Damals gab es ja noch keine Kinderinstrumente, da musste ich mehrere Telefonbücher unter das Cello legen, um zu spielen. Aber für mich war immer klar, dass ich Cellistin werden möchte.


Nathalie: Wieso gerade Cello?

Ulla: Es ist ein ganz besonderes Instrument, mit dem ich mich verbunden fühle. Ich identifiziere mich mit dem Klang, diesem tiefen Ton, das entspricht mir, wie ich mich als Mensch empfinde. Das Cello ist für mich ein Weg, das nach Außen zu bringen, was ich selbst fühle.